In manchen Diskussionen werden gerne Zitate berühmter Persönlichkeiten benutzt. Teilweise, um damit zu argumentieren, teilweise um seine eigene Aussage zu untermauern. Aber kann man Zitate als Argumente verwenden?
Warum sind Zitate so „sexy“?
- Man kann das Zitat in einen neuen Kontext oder eine neue Situation setzten und bei Bedarf sogar im eigenen Sinne umdeuten.
- Man erweckt den Anschein von Bildung.
- Man verleiht der eigenen Aussage vermeintliche Seriosität und Intellektualität und damit Bedeutung.
- Man vermeidet Gegenargumente auf das Zitat. Niemand wird gerne die Aussage einer Berühmtheit in Frage stellen.
- Man muss nicht mühsam sachliche Argumente herausarbeiten.
- Viele akzeptieren ein Zitat als Argumentersatz.
Warum sind Zitate in einer sachlichen Diskussion nutzlos?
Zitate können keine sachlichen Argumente ersetzen, da sie nichts begründen. Schon gar nicht, wenn sie ohne Kommentar einfach nur in die Diskussion geworfen werden. Sie sollen lediglich Zustimmung auf emotionaler Ebene erzeugen und Ausrufe, wie „jawohl, richtig, genau!“ provozieren, ohne das der Zitierende irgendein überzeugendes Argument vorgebracht hat. Leider werden dazu oft Fakezitate verwendet (s.u.).
Sie werden oft als Autoritätsargument verwendet, da ja niemand berühmten Persönlichkeiten widersprechen möchte. Autoritätsargumente sind logische Fehlschlüsse und somit einer sachlichen Diskussion nicht dienlich.
Da man oft nicht weiß im welchen Kontext die Zitate ursprünglich ausgesprochen oder niedergeschrieben wurden, können sie leicht in einen neuen Kontext gesetzt werden, die aber der Autor seinerzeit so nicht gemeint hat. Damit pervertiert man diese Aussagen.
Falschzitate
Leider werden auch hin und wieder Zitate unbekannter Autoren Berühmtheiten in den Mund gelegt, die diese gar nicht gesagt hat. Wenn das immer wieder mit dem gleichen Zitat passiert, wird dieses Falschzitat nicht mehr als solches wahr genommen und ohne sich dessen bewusst zu sein, als Falschzitat weiter verbreitet. Besonders Tucholsky ist eines der Opfer. So wird Ihn u.a. folgendes fälschlicherweise in den Mund gelegt [1], [2]:
Wenn Wahlen etwas änderten, wären sie längst verboten.
Unbekannte/r Autor/in, vermutlich aus dem Englischen[2]
Das Gegenteil von gut ist gut gemeint.
Gottfried Benn, verkürzt über das Verhältnis von Kunst und Natur[2]
Leider finden sich auch in manchen Online-Zitatsammlungen Falschzitate.
Fakezitate
Besonders drastisch sind bewusst und böswillige verbreitete Fakezitate, die wichtige Teile einer Aussage weglassen, die Wortwahl radikalisieren oder das gesamte Zitat oder Teile einfach erfinden. Besonders Politiker sind hier die Opfer. Mimikama[3] zeigt einige Beispiele.

Im Grunde gilt in Diskussionen für Falsch- und Fakezitate das Gleiche, wie für klassische Zitate. Zusätzlich können sie den, in dessen Mund sie gelegt werden, in ein falsches Licht rücken bis zum Rufmord.
Quellen
- [1]F. Greis, “Das Weblog zu Kurt Tucholsky,” Sudelblog. [Online]. Available: http://www.sudelblog.de/. [Accessed: 24-Aug-2020]
- [2]G. Krieghofer, “Zitatforschung,” Zitatforschung . [Online]. Available: https://falschzitate.blogspot.com/. [Accessed: 24-Aug-2020]
- [3]T. Wannenmacher, “Frei erfundene Politiker-Zitate verbreiten sich auf Facebook und Co.,” Frei erfundene Politiker-Zitate verbreiten sich auf Facebook und Co., 08-Sep-2018. [Online]. Available: https://www.mimikama.at/aktuelles/frei-erfundene-politiker-zitate/. [Accessed: 23-Aug-2020]